"Soviel ist sicher: Reisen tut immer gut ..."

Das Team
Das Team

... sagte kein geringerer als Voltaire. Recht hat er. Aber das verschweigt er: Reisen ist eine Droge mit gewaltigem Suchtpotential. All jene, die gerne auf Bahnhöfen, Flughäfen oder Autobahn- rastplätzen herumlungern - nicht etwa, weil sie auf der Durchreise sind, sondern nur, weil es da nach Ferne und Unterwegssein riecht - wissen, was ich meine. Oder ist Reisen womöglich ein Instinkt? Ist der Mensch von Natur aus ein Nomade? Ist er nicht dazu geschaffen, sesshaft zu sein ...? Ich persönlich symphatisiere mit dieser Theorie. Sie verleiht unserer Leidenschaft quasi genetische Legitimation!

 

1992 unternahmen wir (Sabine Brasseler und Michael Boyny) unsere erste Reise, die zeitlich über das Maß eines herkömmlichen Urlaubs hinaus ging. 5 Monate tourten wir im Geländewagen durch's entlegene Outback Australiens und bereits im Flieger zurück ins graue Deutschland planten wir die nächste große Tour. So ging es die folgenden Jahre weiter: Die Zeiten zwischen unseren ausgedehnten Reisen dienten vornehmlich dazu, genügend Geld und Gründe zu sammeln, um auf's neue loszuziehen. Ich wählte einen Beruf, der zumindest das Gründe Sammeln enorm erleichterte: ich wurde Fotograf. Wir produzierten Diashows, tingelten damit durch die Heimat (waren also wieder unterwegs) und erzählten von unseren Erlebnissen.

 

Irgendwann dachten wir, es wäre an der Zeit, anzukommen - erwachsen zu werden. Wir reduzierten das Reisen auf ein übliches Maß. Sabine eröffnete eine Töpferwerkstatt, ich ein Fotostudio, wir bezogen eine Wohnung mitten in München, schmückten sie mit all unseren Erinnerungen aus fernen Ländern und glaubten, zur Ruhe gekommen zu sein. Wir verbrachten verregnete Sonntag Nachmittage auf unserem Sofa (das mit peruanischen Stoffen bezogen ist...) und schauten uns mit glasigen Augen im Fernsehen Dokumentationen über Bergnebelwälder in Amazonien an. Oder wir blätterten gedankenverloren in unserem abgegriffenen Dircke-Weltatlas (der im Bücherregal zwischen Bildbänden über Grönland und den Steppen der Mongolei steht ...) und fragten uns klammheimlich, ob es wohl eine befahrbaren Strasse zwischen Buthan und Nepal gibt. Nein: das konnte nicht klappen! Das war, als wollte man mit dem Rauchen aufhören, indem man sich in der gläsernen Raucherkabine am Münchener Flughafen häuslich einrichtete ... (womit wir wieder bei der Suchttheorie angelangt wären).

 

Es kam, wie es kommen musste: wir sind schwer rückfällig geworden.

 

Heute pflegen wir unsere Leidenschaft schicksalsergeben und mit großer Dankbarkeit - weil wir begriffen haben, was es für ein großes Geschenk es ist, sie überhaupt ausleben zu können. Und schließlich wissen wir die Dichter und Denker dieser Welt hinter uns. Einer unter ihnen, Wilhelm Busch nämlich, formulierte es so:

 

"Viel zu spät begreifen viele

die versäumten Lebensziele:

Freude, Schönheit der Natur,

Gesundheit, Reisen und Kultur,

darum Mensch, sei zeitig weise!

Höchste Zeit ist`s!

Reise, reise!"

 


Von zweien, die auszogen ...