Ein paar Sätze zur Fotografie:

"A better camera won't do anything for you if you don't have anything in your head or in your heart" sagte einst der berühmte New Yorker Fotograf Arnold Newman. Und er hat Recht.


Es ist nicht die Kameraausrüstung, die ein gutes Foto ausmacht, sondern die Idee, das Auge, der richtige Moment und die Geduld, auf eben diesen zu warten. Ob jemand mit Nikon, Canon, Olympus, Sony oder was der Markt sonst noch hergibt fotografiert ist zweitrangig, womöglich eine Glaubensfrage. Die Kamera ist das Werkzeug des Bildhauers, das Instrument des Musikers, der Pinsel des Malers, wenn man so will. Wie gut das Gemälde am Ende ist, hängt von der Hand ab, die den Pinsel führt.

 

Nichts desto trotz: ein paar sinnvolle Details in einer Kameraausrüstung erhöhen die Chancen auf ein zufriedenstellendes Ergebnis: Eine Spiegelreflex- kamera bietet den Nutzen, dass ich durch die Möglichkeit des Objektiv- wechsels in jeder Situation die richtige Brennweit für die richtige Aufnahme- situation einsetzen kann. Vom Weitwinkel für Landschaften über mittlere Brennweiten für Portraits bis hin zum Supertele für Tieraufnahmen lässt sich alles auf's Gehäuse setzen. Außerdem ist wegen der größeren Bauweise mehr Platz für bessere Sensoren vorhanden, was der Bildqualität erheblich zugute kommt. Diese Vorteile sind durch nichts zu ersetzen.

 

Bezahlen tu ich selbige selbstverständlich mit hohen Anschaffungskosten, mit hohem Gewicht und mit hohen Aufsehen, das ich durch solch einer Ausrüstung errege. Auf einem Bauernmarkt im Hochland Äthiopiens willst Du nicht mit der fetten Nikon um den Hals baumelnd herumspazieren. Das wirkt bestenfalls provozierend, schlimmstenfalls löst es Begehrlichkeiten aus. Es empfiehlt sich also, zusätzlich eine kleine Sucherkamera dabeizuhaben, die in der Brusttasche des Hemdes verschwinden kann.

Ein Stativ ist unverzichtbar, sowohl für Situationen mit wenig Licht als auch für Aufnahmen mit langen Brennweiten. Alles, was über 200 mm hinaus geht, droht zu verwackeln, selbst mit Bildstabilisator. Darüber hinaus erlaubt die Kamera auf dem Stativ extrem lange Belichtungszeiten und damit spannende Effekte (siehe Foto).

Einen Brennweitenbereich zwischen 24 mm und 200 mm (bei Vollformat) deckt 95 % von dem ab, was im normalen Einsatz sinnvoll ist und gebraucht wird. Eine hohe Lichtstärke - also große maximale Blende - ist mir persönlich sehr wichtig, auch wenn das ein höheres Gewicht des Objektivs zur Folge hat: sie verkürzt gegebenenfalls die Belichtungszeit, erzeugt ein helleres Sucherbild und schafft wegen des kleineren Schärferaumes vor allem bei Portraitaufnahmen angenehme Unschärfen. Soll heißen: mit zwei Objektiven, einem F2,8/24-70 mm Zoom etwa und einem F2,8/70-200mm Zoom, ist man für beinahe alle Aufnahmesituationen bestens ausgerüstet.

 

Einen Blitz hab ich zwar dabei, aber ich nutze ihn selten. Ich bevorzuge es, mit dem vorhandenen Licht zu fotografieren. Blitzlicht ruiniert nach meinem Dafürhalten in den meisten Fällen die natürlich Stimmung. Für Portraits verwende ich statt dessen gerne einen faltbaren Reflektor zum Aufhellen.

 

Apropos: Häufig werde ich gefragt, ob ich die Menschen, die ich portraitiere, vorher um Erlaubnis bitte. Natürlich tue ich das. Das verlangen Anstand und Respekt. Ob ich die Erlaubnis bekomme, hängt auch und vor allem von der Art ab, wie ich die Menschen frage. Verstrick sie in ein Gespräch, stell Dich mit Namen vor, ein freundliches "How are you", "Que tal" oder " Comment ça va " führt nicht selten zum erwünschten Ziel. Verteile Komplimente: bewundere die Arbeiten des Teppichknüpfers, bevor Du ihn um Erlaubnis für ein Foto bittest. Finde schmeichelhafte Worte für die Augen der Marktfrau (besser nicht für's Dekoltee - außer vielleicht in Brasilien ...) und tu's mit Achtung und Bescheidenheit, dann wirst Du auch zu Deinem Foto kommen.

Oft verlangen die Menschen, die ich fotografieren möchte, ein kleines Honorar. Dem verweigere ich mich nicht grundsätzlich. Wenn das Gesicht oder die Situation vielversprechend ist, gebe ich gerne auch mal einige Münzen. Mir tun die paar Cent - und mehr ist es keinesfalls - nicht weh, mein Gegenüber freut sich und ich kann mir dann auch das Recht herausnehmen, ein wenig zu dirigieren: ein paar Schritte weiter zu dieser farbigen Lehmwand zu gehen oder zum schattigeren Licht unter diesem großen Affenbrotbaum.

 

Wenn ich also einige Anstands- regeln einhalte und mit Freundlichkeit und Charme vorgehe, ist der Fotoapparat nicht ein trennendes Element zwischen mir und dem Menschen, auf den ich ihn richte, sondern ein verbindendes. Ich habe durch meine Arbeit mit der Kamera wunderbare Begegnungen erlebt, die bisweilen zu weit mehr geführt haben, als nur zu einer neuen Datei auf der Speicherkarte.

 

Zum Schluss noch dies, und ich schreibe es, weil ich mich auch selber immer wieder dazu ermahnen muss: natürlich ist es schön, von der Reise mit einem Berg voller außergewöhnlicher Bilder zurückzukommen. Aber wir sollten uns davor hüten, in fernen Ländern die Dinge um uns herum nur durch das Fenster einer Kamera zu betrachten. Das schränkt die Wahrnehmung erheblich ein und reduziert das Reiseerlebnis beträchtlich. Um einen ganzheitlichen Eindruck von unserer Umgebung zu erhalten, braucht's das Hören, das Riechen, das Schmecken und das Ertasten. Manchmal bin ich so sehr mit der Frage beschäftigt bin, wie ich die jeweilige Situation nun adäquat abknipse, dass ich darüber hinaus alle anderen Sinne ausknipse und das ist schade. Denn wir sind ja nicht unterwegs, um nach unserer Rückkehr Beweise unserer Reise auf den Tisch legen zu können, sondern um den Augenblick des Unterwegssein in allen Facetten wahrzunehmen. Die schönsten Bilder nach einer Reise sind immer noch die, welche wir im Herzen abgespeichert haben ...!