Vietnam

Zwei Wochen lang sind wir durch Vietnam gereist. Nur zwei Wochen! So sehr wir unser Leben in der Provinz mit Haus, Hof, Pferde und Hund genießen, so sehr schränkt es unsere Reisebeweglichkeit ein. Um trotzdem so viel wie möglich zu sehen von dem südostasiatischen Land, haben wir uns einen Fahrer/Führer genommen. Oder besser: zwei! Wir erkundeten ein gespaltenes Land.

 

Allein die Begegnung mit unseren Führern machte deutlich, dass sich Vietnam noch nicht wirklich von seinem Trauma des Krieges zwischen Nord und Süd erholt hat. In Hanoi hatten wir einen Führer namens Quan, der aus ärmlichen Verhältnissen in der Provinz stammte und der sich wegen seines Jobs zu den halbwegs Privilegierten der Nation zählt. Er war stolz auf sein Land, seine Geschichte und seine Gegenwart. Kritik an einen Mangel an Demokratie und bürgerlichen Freiheiten, an ein miserables, für die Bürger viel zu  teures Bildungssystem oder ein drittklassiges Gesundheitswesen ließ er nur hinter vorgehaltener Hand gelten.

 

Im Süden hatten wir einen Führer namens Wun, der aus einer ehemals wohlhabenden Familie mit Hausangestellten, Autos und großem Grundbesitz stammte. Der Familie wurde nach dem Sieg der Kommunisten alles genommen, und sie wurden in die Berge verbannt. Wun würde lieber heute als morgen Vietnam verlassen, wenn er nur könnte.

 

Das Land ist ein Spielball der Systeme gewesen. Es hätte nach den Kriegen gegen China, Japan, Frankreich, USA und gegen sich selbst eine bessere Gegenwart verdient, aber heute werden seine Menschen in die Zange gehalten von einem korrupten Parteiapparat, der die Ideen des Kommunismus, der Solidarität und der Umverteilung ad absurdum führt und statt dessen ausschließlich daran interessiert zu sein scheint, die eigene Macht und die Privilegien zu wahren. "Jeder hier ist ein Fisch im Ozean," meinte Wun verbittert. "Er kämpft um's überleben."